Alex Koblinger zu Gast bei Thomas Kohl

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m SAFTaugenschein. Ein Schlaraffenland auf knapp 1.000 Metern Seehöhe in Südtirol, in Ritten: 8 Hektar Apfelbäume, jede Menge Sonne und ein gewisser Herr Thomas Kohl auf der Suche nach dem perfekten Apfelsaft. Das sind die Eckdaten meiner Idealvorstellung eines Habitats des gemeinen Apfelwurmes. Unser Döllerers SAFTaugenschein führte mich nach Ritten zu Thomas Kohl und so konnte ich mich in voller und nahezu kitschiger Apfelblüte von der Einmaligkeit und Weltklasse dieser Säfte überzeugen.

Kohl Bergapfelsäfte - von hoch oben auf dem Ritten.

Kohl Bergapfelsäfte – von hoch oben auf dem Ritten.

Zuallererst muss man gefühlte 75 Serpentinen hinter sich lassen um auf den Obsthof zu gelangen. Kaum angekommen, galt es die Bergapfelsäfte von Thomas zu verkosten und sich in den Apfelanlagen umzuschauen. Wir marschierten gemeinsam durch die Blütenpracht und Thomas erzählte, dass er seit 30 Jahren daran arbeite, den perfekten Apfelsaft hier auf dem Hochplateau in seine Flaschen zu füllen. Ich sehe natürlich aus beruflicher Sicht alles durch die „Weinbrille“ und war nicht zum letzten Mal wirklich überrascht, dass die Apfelbäume – ähnlich dem Wein – auf einen „Unterlagsbaum“ gepfropft werden um die Anlagen besser erziehen und arbeiten zu können. Auch werden die Äpfel in mehrmaligen Durchgängen gepflückt (kennen wir als „Triers“ beim Wein), um diese im perfekt gereiften Zustand ernten zu können. Für mich ein Hinweis auf kompromissloses Qualitätsdenken. Hier reden wir von optimal reifen Äpfel, die einen sofort zum genussvollen Hineinbeißen verleiten!

Ich wusste nicht, was man alleine über die Blüte alles wissen kann!

Blick vom Hochplateau. Mir war nicht bewusst, was man alleine über die Blüte alles wissen kann!

Die Ernte kann übrigens abhängig von den einzelnen Apfelsorten bis hinein in den November gehen – wie es beim hochnoblen „Wintercalville“ der Fall ist. Einer von Thomas weiteren sechs reinsortigen Bergapfelsäften ist der „Rouge“. Hier ist auch das Fleisch des Apfels rot – absolut ungewöhnlich einen roten Apfelsaft im Glas zu haben! Genial im Glas, knackig frisch und hohe Säure ergeben einen nicht alltäglichen Genuss. Meine nächste Lese wird definitiv hier in Ritten sein … und bis dahin setze ich die genialen Magnums der Grand Crus als Aperitif-Coup ein!

Aber alles der Reihe nach.
Thomas hat seine Säfte in drei Linien unterteilt.

  1. Weiter geht es mit der Gourmet-Serie, einer beinahe einmaligen Reihe von sechs reinsortigen Säften, die getränkeaffinen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Bei dieser Auswahl an verschiedenenSäften und Stilen findet mit Sicherheit (nicht nur) jeder Saftfreund einen Favoriten: Sei es der schon erwähnte frische, säuerliche Rouge, der leicht würzige Gravensteiner oder vielleicht der süßere Jonagold? Daneben haben auch die drei Saftsorten Pinova, Elstar und Rubinette richtig Biss!
  2. Ganz oben in der Saft-Hierarchie stehen seine Grand Cru-Säfte. Die beiden reinsortigen Apfelsäfte werden aus der Ananasrenette und dem Wintercalville gepresst. Beides sind alte Apfelsorten die heute leider mehr und mehr in Vergessenheit geraten, von Thomas jedoch wie ein Schatz gehütet werden. Ananasrenette ist ein Saft für  alle, die es frisch und leicht säuerlich mögen. Er lässt sich auch wunderbar als alkoholfreie Alternative einsetzen, da Geschmack und Geruch an Ananas erinnern (und damit ist die Namensgebung nachvollziehbar…). Der Wintercalville ist, so könnte man fast sagen, ein „Blaublut“ unter den Apfelsorten. Wer kann schon von sich behaupten einen Stammbaum zu haben, der bis ins Mittelalter zurückreicht? Als einstiger Gourmetapfel schlechthin ist er heute leider, auch in seinem Heimatland Frankreich, sehr selten geworden. Ein hochnobler-eleganter Apfelsaft für echte Genießer. Das wussten die Fürsten und Monarchen sicher auch damals schon.

    „Nicht nur jene Genießer, die sich mit der Burgund beschäftigen, sollten die Grand Crus von Thomas am Gaumen und im Keller haben!“
    Master Sommelier Alex Koblinger

    Der passionierte Apfelsaft-Macher Thomas inmitten der Apfelsorte „Rouge“.

    Der passionierte Apfelsaft-Macher Thomas inmitten der Apfelsorte „Rouge“.

  3. Die Versuchung, sich mit etwas Neuem einzulassen, machte auch bei Thomas Kohl und seinen Bergapfelsäften nicht halt. Und so kam es, wie es kommen musste, zur Essence-Linie. Bei dieser extrem spannenden Version des Apfelsaftes wird der Saft mit einer Essenz aus Früchten, Gemüse aber auch Beeren oder anderen Aromen cuvéetiert um ein neues Ganzes entstehen zu lassen.

Mein Tipp: unbedingt den Bergapfelsaft & Pfirsich probieren!

Wir haben mit den hoch aromatischen Säften auch schon super Cocktails bei uns in den Genusswelten kreiert… Also, viel Spaß beim Verkosten und Shaken! Und wenn Sie vom Südtiroler Apfelsaft-Affineur mehr zu lesen oder aber zu trinken suchen, dann klicken Sie bitte hier.

Verfasst von Alex Koblinger
Master Sommelier Alex Koblinger ist Service- und Qualitätsmanager in Döllerers Weinhandelshaus und zugleich Chef Sommelier in Döllerers Genießerrestaurant. Als 7-facher Sommelier des Jahres und einziger Master Sommelier in Österreich, ist er mit knapp 20 Jahren Erfahrung als Getränkespezialist noch immer fast täglich im Restaurant mit dem Korkenzieher unterwegs.