Weingärten vom Weingut Sommer mit Blick auf den Neusiedler See

… dachte ich mir auch, als ich diesen Text bei minus 5° Celsius schrieb. Alter, ist das kalt, wenn man schon über 15 Grad gewohnt war. Aber Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude und so ging mir das Herz auf, als ich die Weine von Franz Sommer probieren und damit gleich meine innere Fröstelei bekämpfen konnte.

Winzer Franz Sommer im Weingarten mit Blick auf Neusiedler See

Der Franz – oder heutzutage Fränz, für alle Friends des guten Weines – ist in Mörbisch zu Hause. Ganze SOMMERtaugliche zehn Hektar gehören zum Weingut. Das Weingut ist für mich das Aushängeschild des Ortes, danach kommen natürlich gleich die Seefestspiele. ABER auch der größten Open-Air-Operettenbühne der Welt sollte der Wettergott hold sein, weil sonst Stücke abgesagtoder abgebrochen werden müssen. Gott sei Dank sind wir beim Trinken vom Von Altenberg und Co. definitiv nicht vom Wetter abhängig und können diese immer und überall genießen. Angefangene oder angebrochene Flaschen haben sowieso keine Chance übrig gelassen zu werden. Die Weingärten von Franz sind ziemlich genau zur Hälfte jeweils mit weißen und roten Trauben bepflanzt und liegen im Gebiet des burgenländischen Leithaberg DAC. Die Reben stehen auf so klingenden Namen wie Ried Altenberg und Goldberg und genießen mit dem Ausblick auf den Neusiedlersee und dem Schilfgürtel sozusagen einen Logenplatz.

Weingarten von Weingut Sommer mit Blick auf Neusiedler See

Die Weißweine von Franz sind allesamt sehr klar und primärfruchtig ausgebaut. So sucht man bei seinem Sauvignon blanc oder auch Chardonnay vergebens nach Holz und Co., dafür findet man eine knackige, sehr trinkige und frische Frucht. Der Sauvignon blanc mit seinen 12 % vol. ist ein perfekter Begleiter für Tage, an denen man leicht einen Sonnenbrand kriegen könnte. Mit ihm an seiner Seite und seiner exotischen Nase nach Litschis, Mango und Maracuja in Kombi mit gelber Stachelbeere und Paprika legt man sich gerne in den Schatten – da spart man sich gleich die Sonnencreme. Mit der frischen Säure des Sauvignons glänzt auch der Chardonnay. Seine Fruchtaromen erinnern jedoch an mittelreife Äpfel und Birnen, welche von einer Mandelnote unterlegt sind. Top ist er außerdem als Essensbegleiter und schmeckt zum Beispiel zum gebratenen Schill (Neusiedlerseezander) mit brauner Mandelbutter hervorragend.

Bei den Roten sind Blaufränkisch, Zweigelt als auch Cabernet Sauvignon und Merlot die Hauptakteure. Beim Blaufränkisch unbedingt die Ried Lehmgrube verkosten! Dieser Parade-Blaufränkisch punktet neben seinem perfekten Preis-Leistungs-Verhältnis außerdem mit seinen Heidelbeer-, Brombeer- und Himbeernoten und dem leichtem Milchkaffee-Touch. Einen super Einstieg bei den internationalen Rebsorten bildet der Merlot mit seiner dunklen, aber nicht süßen Beerenfrucht, spannender Ribisel und Paprikatönen. Hier finde ich keine Gewitterwolken in Form von Restsüße eines weichgespülten Merlots, sondern es bleibt einfach ein wolkenloser Sommerhimmel im Mund.

Cuvée Von Altenberg von Weingut Franz SommerDer Von Altenberg, welches das Flaggschiff von Franz ist, ist sowieso eine Bank in Sachen Qualität und Lagerfähigkeit. Hauptbestandteil ist der Blaufränkisch mit 40 %, darüber hinaus sind Merlot und Zweigelt mit dabei, gepimpt von einem Hauch Cabernet Sauvignon. Das Ganze liegt 24 Monate im neuen Barrique und die Fassprobe des 17er Jahrganges kommt mit feinen Vanille- und Schokoladetönen daher. Dann tritt der Hollerkoch zusammen mit dem Graphit „vor den Vorhang“, um am Gaumen mit Nougatknödel-Bukett und reifer Brombeerfrucht, leicht süßem Beerenconfit, rosa Pfeffer, etwas Olive und Rauch noch „eine Zugabe zu geben“.

Ich freu mich schon sooo auf/über den Sommer, denn der ist gekommen – nicht, um zu bleiben, sondern er war eigentlich immer schon da, bei vielen halt leider unterhalb des Wein-Radars. Er zeigt uns mit seinen neuen Jahrgängen, wo der Preis-Leistungs-Hammer hängt und bekommt dafür Standing Ovations von mir.

 

Rainhard Fendrich hatte es damals in „Oben ohne“ schon fast richtig – ich hab’s noch nachgebessert:

"In der Hitze der Stadt wird das Leben zur Qual, da man fürchterlich matt wird, ist der SOMMER ideal. Man findet die Blassen nicht mehr bei den städtischen Kassen, sondern im Schatten, wo sie schon das zweite Flascherl SOMMER hatten!"

Alle Weine von Weingut Franz Sommer




Verfasst von Alex Koblinger
Master Sommelier Alex Koblinger ist Service- und Qualitätsmanager in Döllerers Weinhandelshaus und zugleich Chef Sommelier in Döllerers Genießerrestaurant. Als 7-facher Sommelier des Jahres und einziger Master Sommelier in Österreich, ist er mit knapp 20 Jahren Erfahrung als Getränkespezialist noch immer fast täglich im Restaurant mit dem Korkenzieher unterwegs.