Weingut Tement, Südsteiermark
Wir fieberten unserem hauseigenen „Tement-Tag“ mit dem Weinwerkstatt-Workshop als nachmittägliche Master Class-Verkostung und den abendlichen „Winzer-Begegnungen“ schon lange entgegen. Armin Tement hat uns vorab eine Verkostungsliste mit fünf Flights für unseren Weinwerkstatt-Workshop zugesandt, die für gewaltige Vorfreude sorgte. Armin pickte sozusagen das „Who is Who“ seiner Weine, Lagen und Jahrgänge aus dem 110 ha großen Weingut heraus. Der Tisch war gestellt, die Unterlagen ausgeteilt, die Gläser poliert und auf ging’s mit der Verkostung, die bis auf den letzten Platz mit Kollegen aus dem Raum Salzburg gefüllt war.
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Terroirunterschiede der Südsteiermark
Zuallererst standen die Terroirunterschiede der Steiermark auf dem Programm. Dazu haben wir fünf Sauvignon Blancs – von unterschiedlicherBodenstrukturen und allesamt aus dem tollen 2015er-Jahrgang – verkostet. Wir hatten den wichtigsten Wein des Hauses im ersten Glas, nämlich die Steirische Klassik, die rund 20-25 % des jährlichen Weinspektrums ausmacht. Sie stammt von bis zu 45 verschiedenen Parzellen, die ALLE einzeln vergoren werden, was wiederum nur mit Spontanvergärung geschieht! Die Klassik ist eine Cuvée aus allen Weingärten des Hauses. Sie bleibt ca. 6 Monate auf der Feinhefe und wird zum Teil im großen alten Holzfass ausgebaut. Für uns ein toller Einstieg mit Kühle und Frische sowie angenehmer aber nicht vordergründiger Fruchtigkeit.
Weiter ging es in der Serie mit dem Fosilni Breg, dem slowenischen Ausläufer des Ziereggs. Hier stehen die Rebstöcke auf Kalk mit Braunerdeauflage und werden in großen Holzfässern ausgebaut. Ein toller, straighter, würziger und salziger Vertreter des Sauvignon Blanc mit bestem Preis-Leistungsverhältnis. Der nächste in der Runde war der „Sausaler“ von der Lage Hochkittenberg, in der Armin 8 ha zu seinem Revier zählt. Hier zeigte sich der Wein karger, straffer sowie kräuterwürziger und braucht etwas länger im Glas. Der „Berghausener“ ist sozusagen Armins „Heimspiel“ und kommt von jungen Zieregg-Anlagen auf Kalkgestein und dem Wielitsch-Weingarten. Wiederum straff, würzig und super Frucht – aber nicht so salzig wie der Fosilni Breg. Den Abschluss machte der „Ottenberger“ von Kalksandgestein mit Tonboden, der im Stahltank ausgebaut wird. Der Ottenberger ist etwas voller und cremiger im Vergleich zu seinen Vorgängern und brauchte etwas länger im Glas. Ein echter Langstreckenläufer.
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Die großen Jahrgänge der Burgunderlage Sulz
So, die erste Runde war geschafft und es ging weiter mit den großen Jahrgängen der Burgunderlage Sulz. Die Lage Sulz, 5 km vom Weingut entfernt, ist dessen wärmste Lage und besteht aus zwei Kesseln mit kargem Kalkmergel, sogenanntem „Opok“. Ein sehr kühler Boden der jedoch, gemeinsam mit den Temperaturen dieser warmen Lage, geradezu prädestiniert für Morillon- bzw. Chardonnay-Reben ist. Teilweise wurden die Reben in den 60er- und 70er-Jahren ausgepflanzt, der jüngste Teil stammt aus dem Jahr 1996. Wir sprechen hier also schon von wirklich alten Anlagen!
In den Gläsern hatten wir Morillon der Jahrgänge 2015, 2013, 2011, 2010 und 2007. Alle sprachen für sich und sind überzeugend: Sei es der kühlere-schlankere 2010er oder der perfekt gereifte, frische 2007er. Auch der würzige (Trüffel, Rauch, Tee) 2011er, der kräftige 2013er und der frisch abgefüllte 2015er, der enormes Potenzial zeigte. Sulz-Weine verweilen ein Jahr auf der Vollhefe um danach auf der Feinhefe weiter zu reifen. Allesamt im gebrauchten Holzfass – je zur Hälfte ein großes Gebrauchtes und ein kleines Gebrauchtes. Die Weine werden unfiltriert auf die Flasche gefüllt. Top! Welche Freude wir mit diesem Flight hatten!
Hier klicken und Armin und Alex beim sympathischen Fachsimpeln über Weine und lustigem Plaudern über das Leben sehen und hören:
Kurzvideo „Authentisches aus Kuchl: Armin Tement vom Weingut TEMENT – Hoch lebe Zieregg!“ (18. Mai)
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Ried Grassnitzberg im Jahrgangsvergleich
Na bumm!
Die ersten beiden Flights waren hoch interessant und extrem spannend. Weitere sollten folgen… Es stand der Grassnitzberg im Jahrgangsvergleich mit Sauvignon Blanc am Programm. Hier handelt es sich um die kühlste Lage des Weingutes, die für kühle und würzige Sauvignon Blanc, gewachsen auf einem ehemaligen Korallenriff das mit lockerer Braunerde bedeckt ist, steht. Wir hatten fünf durchgehende Jahrgänge: 2015 bis zum 2011er als Reserve. Welcher war unser Favorit? Schwer zu sagen, wir hatten die Qual der Wahl. Fangen wir einmal mit dem 2013er an. Etwas kräftiger, voller und auch mit einer tollen Tanninstruktur ausgestattet war dieser Wein eine Wucht! So ist es nicht verwunderlich, dass er der Hochzeitswein von Armin und Monika war. Der 2014er dagegen wirkte kräuterbetonter – Kümmel, Anis und weiße Ribisel wurden notiert, der 2015er wiederum war sehr jung aber ungemein floral, der 2012er hatte eine volle intensive gelbe Frucht wie etwa Ringlotte und Ananas. Die Reserve, eine Kategorie für sich, ist mit vier Jahren auf der Hefe im großen Holzfass geradezu gemacht für eine lange weitere Reifung. Superb!
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Das Terroir der Großen Lage Zieregg
Wir verkosteten fünf Weine vom Zieregg mit gewaltigen Unterschieden und Ausprägungen. Angefangen wurde mit dem Weinstock Alte Reben 2014, eine Ende der 70er-Jahre ausgepflanzte Welschriesling-Parzelle im Zieregg. Die Parzelle wurde damals für eine gewisse Frau Weinstock angelegt und noch heute führt diese Parzelle zu Ehren des Weines und von Frau Weinstock auf dem Etikett ihren Namen. Ein Welschriesling, den jeder einmal probiert haben sollte: Apfelschale, Zitrusaromen, Grapefruit sowie Kräuter und eine Salzigkeit am Gaumen ergeben einen im kleinen, gebrauchten Holzfass ausgebauten „Mörder“-Welschriesling! Ein absolutes „must taste“. Auch für jene Kollegen, die von Haus aus niemals einen Welschriesling – noch dazu aus dem Jahr 2014 – verkosten oder gar trinken würden! Ich habe es selbst erlebt, bitte Scheuklappen ablegen!!
Weiter ging es mit dem Zieregg Sauvignon Blanc 2015. Ein perfekter Sauvignon Blanc, ein „must have“-Wein, soweit unsere Beschreibung. Mehr Infos gibt es bewusst nicht, denn ein paar Klicks genügen um ausreichend Material für ein weltklasse Home-Tasting mit Freunden zu finden.
Im dritten Glas hatten wir den Zieregg Morillon 2012, welcher mitunter von den ältesten Parzellen im Zieregg stammt. Hier genossen wir eine ganze Palette an Aromen und Eindrücken. Ein Chardonnay der Essen verträgt und mit seiner Salzigkeit super zum Einsetzen ist. Danach verkosteten wir eine Neuheit: Den 2013 Weißburgunder Zieregg, die letzten Füllungen gab es Ende der 80er-Jahre. Die Reben stehen in den Morillon-Lagen des Zieregg und machen dort ca. 15 % aus. Karger Boden, genauer gesagt karger Mergel, ergibt einen tollen und für sich absolut alleinstehenden Pinot Blanc.
Der IZ Reserve 2007 war der krönende Abschluss dieser Runde. Ein Wein, für den hochreife, gesunde und ganze Beeren 100 Tage fermentiert werden. Danach werden diese mit zwischen 5 bis 8 % Alkohol gepresst und für vier weitere Jahre im Holzfass gereift. Ein Wein, der Luft und ein großes Glas benötigt, und mit schwarzem Cassis, Tomatenblatt und Bauernrose besticht. Die Ausbauweise des IZ Reserve 2007 führte schlussendlich dazu, dass die Familie Tement teils ihre Produktion umstellte. So wird zum Beispiel keinerlei Traubenschwefelung betrieben und nur bei der Füllung zum Schluss minimal Schwefel eingesetzt. -
Die neuen Einzelparzellen
Als Draufgabe und geheimen Abschluss brachte Armin seine drei neuen Einzelparzellen mit nach Golling. So durften wir jetzt auch noch die neuesten Weine des Hauses Steinbruch, Dreieck (brauner Kalkmergel) und Weiße Wand (blauer Kalkmergel) kennenlernen! Eine extrem spannende und lehrreiche Serie, da wir im vierten Glas den 2015er Sauvignon Blanc Zieregg zum „Vergleich“ hatten. Die Lage Zieregg ist in 16 Parzellen aufgeteilt, wobei der Sauvignon Blanc Zieregg von acht Parzellen geblendet wird. Anhand der drei Parzellen mit ihren verschiedenen Stilen war es uns möglich, das Herz des Zieregg zu riechen und zu schmecken. Ein grandioser Abschluss eines wirklich großen Tastings!
Zwei Stunden später trafen unsere Gäste in den Genusswelten zu den „Winzer-Begegnungen“ mit der Familie Tement ein. Als Aperitif schenkten wir einige Doppelmagnum vom Eckberger Muskateller auf unserer Terrasse aus. Zum Menü „Cuisine Alpine“ von Andreas Döllerer servierten wir im bis auf den letzten Platz gefüllten Restaurant jeweils zwei Tement-Weine aus der Doppelmagnum, die hervorragend zu den einzelnen Gerichten harmonierten. Ein grandioser Abend mit Armin und Manfred Tement und ihren perfekten Erklärungen zu den Weinen!
Es war uns eine große Ehre, diesen Tag mit Familie Tement verbringen zu dürfen. Auch für den vollen Einsatz schicken wir ein herzliches Dankeschön in Richtung Südsteiermark!
Wenn Sie noch mehr über die Verkostung der Tement-Weine lesen möchten, verweisen wir gerne auf den gelungenen Blog unserer WEINFREUNDIN.
Interssantes rund um das Weingut Tement und zu dessen Sortiment finden Sie hier.