Alex Koblinger zu Gast bei Winzerfamilie Prieler
A
m WEINaugenschein. Was ist das Resultat aus der Summe von Georg Prieler mit seinen Blaufränkisch und Weißburgunder vom Leithaberg in einer Weinverkostung?
Ich durfte das bei meinem WEINaugenschein herausfinden. Mitten im Frühling ging es im Schneefall Richtung Schützen am Gebirge ins Neusiedlersee-Hügelland, wo ich herzlich von Georg Prieler empfangen wurde und mich umgehend einer Front an Weingläsern gegenüber fand.
Georg, seit einiger Zeit für die Weinbereitung im Hause Prieler verantwortlich, ist ein absolut am Boden gebliebener Terroir-Fan – wie auch sein Vater Engelbert Prieler, der mit seiner Irmgard das Weingut aufgebaut hat, einer ist. Engelbert ist nach wie vor täglich im Weingarten unterwegs, denn es soll wirklich alles mit der Natur Hand in Hand gehen. Generell könnte man die Großzügigkeit und Gastfreundschaft der Familie Prieler mit folgendem Sprichwort in Kurzform charakterisieren: „Wer lange fragt, der gibt nicht gern.“
Und so kam es, dass ich gleich und für mich zum allerersten Mal einen Weißburgunder Pet Nat von Prieler im Glas hatte. Ein extrem spannender Wein, den Georg nur in kleinster Menge für den privaten Gebrauch keltert. Die Lernkurve dabei war laut Georg kurz aber laut: etliche Flaschen explodierten ihm im Keller. Der Pet Nat brachte sozusagen – nicht nur des schlummernden Weines wegen – noch mehr Spannung in den Keller! Mit Trink- oder besser gesagt Verkostungsfreude ging es weiter mit einem Blaufränkisch Rosé 2016, bei dem auch ein bisschen St. Laurent dabei ist. Der Wein ist zu zwei Drittel aus Presswein und zu einem Drittel ein Saftabzug. Ein würdiger Partner zu einer heißen Grillerei im Sommer. Und mein Grillwein des heurigen Jahres!
Zuerst waren die WEISSEN dran, die meisten aus Georgs Parade-Weißweintraube, dem Weißburgunder, aus diversen Lagen wie etwa Seeberg und Haidsatz. Allesamt geniale Vertreter dieser superben Rebsorte. Leider meist unterschätzt oder unterbewertet, schafft es Georg seine kalkigen Bodenschätze in flüssiger Form ins Glas zu bringen. Mit einer fesselnden, klaren Struktur ausgestattet, weisen sie einen salzigen Geschmack auf ohne dabei vom Holzeinsatz versteckt oder kaschiert zu werden. Alle Weine haben einen ungemeinen Trinkfluss.
Sei es der elegant-mandelige Seeberg 2016, der Weißburgunder Leithaberg 2015 mit seinen Nuss-, Birnen- und Apfelaromen, der noch intensivere 2016er-Jahrgang oder aber der tolle, straffe, ja salzige Haidsatz aus dem 2015er-Jahr. Zu diesem Pinot Blanc-Triumvirat gesellte sich vorweg noch der exzellente Chardonnay Sinner 2016 als „Einstiegswein“ sowie der würzig-rauchige Weißburgunder Unikat 2015. Zum Abschluss verkosteten wir auch die schlummernden 2016er-Lagenstars aus dem Fass … Ganslhaut breitete sich aus, aber nicht, weil es im Keller kühl war 😊.
Prielers Liebe zum Blaufränkisch zeigte sich eindrucksvoll und nachhaltig bei der weiteren Verkostung. Egal ob sein Starter „Johanneshöhe“ oder „Leithaberg“, ebenso auch „Goldberg“ und „Marienthal“ – um ein Namedropping zu machen: Alle Weine zählen zur absoluten Speerspitze ihrer Traube. Ganslhaut die zweite.
Aber ich habe vorgegriffen, hier der Reihe nach. Der Start der ROTWEINVERKOSTUNG erfolgte mit der fruchtigen, leicht blumigen und dunkelbeerigen Johanneshöhe 2015 und der würzigen, perfekt gereiften, schwarzkirschigen Johanneshöhe Reserve 2012 (welche wir uns auch exklusiv gesichert haben). Weiter ging es mit dem Schützner Stein 2015 – einem 100%igen Merlot der Winzerfamilie Prieler, der mit Anklängen an Zwetschken, Gewürznoten sowie nicht zu sperrigen Tanninen ein Trinkwein par excellence ist. Dagegen hat der Cabernet Sauvignon Ungerbergen 2015 mehr Power, Kraft, dunkle Frucht, Cassis und Tannine. Er sollte noch ein bisschen im Keller ruhen um sein Potenzial voll ausspielen zu können und um nicht das gleiche Schicksal erleiden zu müssen, wie so viele Weine in Österreich. Nämlich viel zu früh getrunken zu werden.
Der elegante, mittelfüßige und Aromen von Erd- und Himbeeren aufweisende Pinot Noir 2015 ist wunderbar gelungen und macht richtig Spaß im Mund. Er kann sich getrost mit seinen Vorgängern von Silvia Prieler in eine Reihe stellen! Bei den beiden super Lagenstars des Weingutes, genauer gesagt beim auf Schiefer liegenden Goldberg Blaufränkisch 2013 mit Graphitnote und beim auf einer reinen Kalklage wurzelnden „kühlen“ und beerigen Marienthal Blaufränkisch 2013 gibt es nichts, rein gar nichts zu bemängeln – außer, dass die Mengen hier leider sehr gering sind. Jedoch könnte man sich mit Magnums abhelfen…
Kurzum kann oder müsste man sich neben den Blaufränkischen auch mit Georgs Merlot oder Cabernet Sauvignon eindecken um die Salz-Graphit-Kühle-Terroir-Wahnsinnsserie komplett im Keller zu haben!
„Wer noch keinen ‚salzigen‘ Wein probiert hat, kommt um den Pinot Blanc Haidsatz nicht herum!“
Master Sommelier Alex Koblinger