Ein Sprichwort heißt „Wer lange fragt, der gibt nicht gern“. Also bitten wir nicht lange, sondern widmen uns schon beim Eierfärben der unumgänglichen Frage: Was trinken wir Ostern?
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n Kürze geht es dem unschuldigen Osterlamm an die geschmorte Schulter oder dem Brioche-Kitzerl an den Hals. Glockerl, vom Schokohasen, hin oder her, uns wird beim Gedanken daran schon ganz bimmelig…  Zumeist ist Ostern eine hochgroßfamiliäre Geschichte, darum sollten wir bei der Planung auch an jene denken – zum Beispiel an Großtante Anni und Uropa Erwin – die vielleicht nicht ganz so in der Flaschenmaterie zuhause sind wie wir. Also brauchen wir einen Masterplan, wir wollen ja wirklich alle glücklich machen.

Punkt1)

Der Sekt arbeitet mit den Aromen des Speckes!

Der Sekt arbeitet mit den Aromen des Specks!

Das Zusammentreffen der gesamten Mannschaft – der eine Teil von der Kirche, der andere (eher jugendliche) Teil, vom Ausschlafen – birgt schon so manche Stolperfalle. Aber mit einem eleganten Sekt kann maneigentlich kaum falsch liegen, ein Preis-Leistungsknaller muss her! Wir wählen den Bründlmayer Brut Rosé Sekt – aber gleich aus der Magnum, da das Wohnzimmer in Richtung Garten zwecks Überfüllung sicher geöffnet werden muss und ein paar der Anwesenden (den Erfahrungen der letzten Jahre nach) der eleganten Perlage auch nach dem zweiten oder dritten Glas nicht wiederstehen können.

Der Tag beginnt.
Die Kinder sind voller Osterhasensonntagssuchfreude im Garten, die Verwandtschaft entspannt sich –  dem Sekt geschuldet – immer mehr, der Gastgeber ist erstmals beruhigt und die Lammschulter schmort langsam seit einigen Stunden im Rohr. Der Start könnte nicht besser verlaufen! Das Geweihte wird gereicht, wobei der Rosé-Sekt mit dem Bauernbrot, dem Speck oder Geselchten, den Eiern und der Osterpinze optimal funktioniert. Er spannt den Spagat zwischen leicht hefig (Osterpinze, Brot) und den leicht erdig-salzigen Aromen des Speckes und darüber hinaus arbeiten seine Bläschen mit dem Speckfett. Die Jause und auch der Schmäh laufen, die Kinder kommen mit den ersten Eiern, die einfach versteckt waren, zurück und der Opa ist mit der Skateboard-Lehrstunde durch die Enkel ausgelastet … und hat hoffentlich einen Sturzhelm dabei.

Punkt 2)

Kommen wir nun zu Punkt 2 unseres Masterplanes, dem Weißwein. Hier ist die Auswahl eines Weines auch nicht wirklich schwierig, denn hier dient der Wein als Fortführung der Osterjause hin zum Lamm. Wir brauchen etwas duftig Frisches und nicht zu Alkoholisches. So haben wir einige Flaschen vom Riesling vom gelben Löss von Ehmoser besorgt und werfen diesen nun in den Ring. Ähm … servieren ihn nun auf der Sonnenterrasse. Der Opa bekommt vorsorglich keinen da er sowieso nur eine bedingte Standfestigkeit – die mit lautem Gelächter der Enkel bekundet wird – auf dem Skateboard zeigt. Dafür bekommt die Oma etwas mehr. Der Riesling mit seinen 12,5 % vol. Alkohol, dem duftigen Pfirsich-Marillen-Aroma und der super Säure begeistert alle Anwesenden. Wir können behaupten: Es ist alles im grünen Bereich!

Punkt 3)

Jetzt folgt die Begleitung zu unserer Lammschulter, die seit einiger Zeit belüftet im kühlen Keller wartet. Die Lammschulter wird tranchiert und von einem superben Schmorsaft begleitet. Der Tisch ist voll, alle sind da und der Rotwein wird eingeschenkt. Wir haben uns für eine österreichische Rotweintraube entschieden – dem Blaufränkisch. Die Würze, die leichte Kernigkeit sowie die natürliche Säure des Blaufränkisch ergeben eine perfekte Wahl zur Konsistenz und zum Geschmack der Lammschulter. Im Optimalfall wurden beim Schmoren frische Kräuter in den Topf gegeben, die eine weitere geschmackliche Türe öffnen. Unser erkorener Blaufränkisch ist der Leithaberg DAC 2013 vom Weingut Prieler. Ein exzellenter Vertreter dieser Sorte, der sich nicht auf Süße oder Opulenz aufhängt sondern viel mehr mit Eleganz, dunkler Frucht, Würze und Mineralität punktet. Ein Rotwein, wie geschaffen für das Lamm und ein Paradebeispiel eines superben Blaufränkisch – here we go!

Punkt 4)

Für den geselligen Nachmittag mit den Übriggebliebenen ist ein Moscato D‘Asti von Perrone eine dieser sicheren Nummer. Der Wein mit geringem Alkohol, leicht moussierend und duftig-frisch sollte gut gekühlt serviert werden. Er würde bestimmt auch zu Zitronensorbet mit dem ersten frischen Waldmeister passen.

Wie gesagt, der Osterhase sollte nicht lange herumeiern, sondern gleich einen richtigen Plan aufstellen!

In diesem Sinne: Frohe Ostern!

Verfasst von Alex Koblinger
Master Sommelier Alex Koblinger ist Service- und Qualitätsmanager in Döllerers Weinhandelshaus und zugleich Chef Sommelier in Döllerers Genießerrestaurant. Als 7-facher Sommelier des Jahres und einziger Master Sommelier in Österreich, ist er mit knapp 20 Jahren Erfahrung als Getränkespezialist noch immer fast täglich im Restaurant mit dem Korkenzieher unterwegs.