Das erste Kennenlernen oder Hören von 4G Wines war eine knappe Verkündung eines Freundes und Kollegen im Bus in Tokio, dass er morgen mal kurz eine Präsentation von einem neuen, superraren südafrikanischen Wein kommentiere. Der Name „4G“ fiel und Fragezeichen tauchten auf, wo, was und wer – aber leider keine Ahnung. Noch nie gehört, noch nie verkostet und natürlich noch nichts darüber gelesen. Einmal aufgeschnappt – auch nichts Wirkliches beim schnellen Lossurfen gefunden – wurde 4G für den Moment wieder vergessen. Auf einmal eine Einladung für eine 4G-Verkostung auf der Messe „ProWein“ in Düsseldorf von einem gewissen Herrn Philipp G. Axt. Neugierig aber auch leicht genervt vom längeren Anmeldeprozedere, das mit der Einladung verknüpft war, kam die finale Zusage wirklich dabei sein können. Im Kalender notiert, im Handy gespeichert und einige Wochen später ging es nach Düsseldorf. Die ProWein ist groß, super und sehr professionell aufgebaut. Die Messe bedeutet aber auch Hektik und Stress denn Verkostungen, Kollegen begrüßen, Smalltalk, Winzer treffen und vieles mehr steht dort am Programm. Der Start der 4G Wines-Vorstellung rückte näher und wie es so ist, befindet man sich gerade noch in einer Halle auf der anderen Seite der Messe und ist fast schon zu spät. Auf Pünktlichkeit wurde aber bei der Einladung und auch im Anmeldeprozess gefühlte zehnmal hingewiesen.

Philipp G. Axt

Philipp G. Axt

Geschafft. Einmal durchschnaufen, Block und Zettel raus um dann zuallererst einem Konzert von Jagdhornbläsern mitten auf der ProWein zu lauschen. Zu diesem Zeitpunkt empfand man die musikalische Eröffnung doch eher ungewöhnlich für eine reine Fachmesse rund um Wein. Doch mit dem Wissen, dass Herr Axt ein absoluter Wagner-Fan ist und der G. 2013 Waldweben auf dem Etikett trägt, erklärte sich der Auftakt später von selbst. Dann kam Herr Axt mit meinem Kollegen Frank Kämmer MS, der die Weine fachlich präsentierte und kommentierte. Herr Axt wiederum erklärte und erläuterte kurz die Philosophie hinter diesen Weinen aus Südafrika, denn das Konzept rund um 4G Wines konnte man ja nur erahnen.
Ein kurzer Blick durch die Kollegenschar reichte aus um festzustellen, dass selten so viele Master of Wine, Master Sommeliers, Chef Sommeliers der besten Häuser Mitteleuropas und so weiter auf einem „Haufen“ oder besser gesagt an einem Stand auf der ProWein zu sehen waren. Dann der erste Wein im Glas. Es handelte sich um den Zweitwein The Echo of G. Jeder der Anwesenden zeigte sich – in Anbetracht der Tatsache, dass bereits im Vorfeld über die Preise für die 4G Wines getuschelt und eine enorme Erwartungshaltung aufgebaut wurde – erwartungsvoll und auch sehr, sehr kritisch. Man konnte förmlich sehen wie die anfängliche Skepsis einem „Wow!“ oder „bist du deppert“ wich. Der Wein kam an, und das an einem Platz, an dem sehr viele Leute extrem viele Weine verkosten von denen wirklich nur die besten für einen zweiten Probeschluck in Frage kommen. Es folgte DER G., und es dauerte keine Sekunde bis sich die Gläser in Franks Richtung streckten. Der G. im Glas und volle Konzentration: Wie ist der Wein? Wie schmeckt er? Hat er Kraft? Hoffentlich ist er nicht zu „süß“ oder holzüberladen. Ist er wirklich so gut wie erwartet? Wo liegen die Schwächen? Diese und noch viele weitere Ansätze wurden insgeheim in die gedankliche Checkliste aufgenommen.
Viel vorgenommen … jedoch wurde die Checkliste einfach beiseitegeschoben, denn das Glas war bereits leer. Der Wein war grandios, perfekt ausbalanciert und etwas absolut Neues und Einzigartiges. Der zweite Gedanke, der mir beim Verkosten kam: groß und riesig. Die Freude über den Wein nicht versteckend, verabschiedete man sich höflich und bedankte sich noch einmal artig, dass man dabei sein durfte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Weine in Österreich noch nicht wirklich am Markt und man kannte noch keine Preise, demnach war G. zwar im Geiste „gespeichert“, aber nicht greifbar.
Diesen Frühsommer erhielten wir ein E-Mail von Herrn Axt, dass er gerne zu uns nach Golling kommen würde um seine Weine und die Philosophie persönlich zu präsentieren. Da beim Abendessen in Düsseldorf damals der Name 4G Wines schon einmal gefallen war, Laura Döllerer Mia Fischer von einem Praktikum beim Weingut Bründlmayer kannte und sowieso alle neugierig waren, besuchte uns Herr Axt kurz darauf.
Im Gepäck seine Weine, ein iPad, viele Fotos und sich selbst. Herr Axt verkörpert 4G Wines perfekt. Er erzählte von einer verrückten Idee die mit nichts außer – nennen wir es – dem „Hirngespinst“ startete, den besten Wein Südafrikas machen zu wollen, dem First Growth of the Cape! Das Beste der „alten“ Weinwelt in Kombination mit dem Besten der „neuen“ Weinwelt.
Viele Leute kommen vor lauter reden nicht ins Tun, doch Philipp scheint einer dieser Menschen zu sein, die eine Idee konsequent verfolgen und umsetzen. Mit einem Investor, der zwar in das Startup-Unternehmen investierte jedoch parallel mitteilte, dass Philipp völlig übergeschnappt sei, begann der Traum wahr zu werden. Herr Axt schilderte weiter, Fotos wurden gezeigt und die Spannung stieg.

Eine kurze Zusammenfassung des Kultprojektes „G“:

Vier Weinbegeisterte und alle mit einem „G“ im Namen. Der Erstlingswein wurde 2009 aus ausgesuchten Trauben gekeltert und „G.“ getauft. Mit diesen ersten Flaschen in der Hand klopfte Philipp Axt an keiner geringeren Tür als jener von Denis Dubourdieu. Herr Axt wollte und brauchte natürlich auch einen großen, bekannten Namen in der Weinwelt mit von der Partie und fand mit dem Berater von Cheval Blanc, Yquem oder Paul Jaboulet Aîné ein Schwergewicht in der Szene.4G-Wines_CI_Logo Estate_RZ_300
Das Weingut besitzt selbst keine eigenen Rebflächen, selektioniert aber die besten einzelnen Zeilen in einem Radius von 150 km rund um das Kellergebäude – der Standort selbst ist streng geheim. Teilweise mit Hilfe von Satellitenfotos, wurden diese von mehr als einem Dutzend unterschiedlicher Weinberge im Western Cape „handverlesen“. Das Ganze wird „Multi-Terroir“ genannt, wobei die Auswahlkriterien immens sind und ständig überprüft werden um etwaige Verbesserungen erzielen zu können. In den gepachteten Weinbergen ist Philipp G. Axt zumeist mit Mia Fischer am Weg und gemeinsam kontrollieren sie fast jede einzelne Traube oder Beere. Die Eigentümer der Zeilen dürfen die Trauben oder Beeren nicht berühren. Die Rebzeilen kann man sich in etwa wie einen japanischen Garten vorstellen, in dem mit einer Kompromisslosigkeit oder besser gesagt mit absolut positiver und professioneller Besessenheit gearbeitet wird, die unvergleichbar ist.
Mia Fischer hat eine „mobile“ Einsatztruppe um wirklich zu jeder Tages- und/oder Nachtzeit lesen zu können. Bei der Lese werden nur unversehrte Trauben geerntet und so behandelt, als seien es rohe, dünnschalige Eier. Die Körbe oder kleine Schalen dürfen den Boden nicht berühren. Bis zu achtzig Schritte benötigt das Team rund um Mia in der Weinbereitung, was nahezu außerordentlich in der Weinwelt ist. Die Weine sind ein fast einmaliges Ergebnis eines zum Teil Kopfschütteln hervorrufenden Qualitätsverständnisses. Genial!

Der G. 2013 ist eine Komposition von Petit Verdot, Cabernet Sauvignon und Syrah. Denis Dubourdieu behielt es sich aber vor, die Zusammenstellung des Weines von Jahrgang zu Jahrgang zu ändern.
Die Eichenfässer, in denen der G. reifen und ruhen darf, werden persönlich von Herrn Axt in Frankreich ausgesucht und abgeholt, wobei einige dieser Fässer Maßarbeiten von den Besten ihres Faches sind. Der aktuelle G. Waldweben wurde in Fässern von nicht weniger als sieben verschiedenen Fassbindern gelagert. Die Flaschen sind Sonderformate, gefertigt in Frankreich. Die Kapseln kommen aus Österreich und die Weinkisten werden aus einem ganz bestimmten Holz aus Ghana gefertigt. Die Korken bezieht Axt aus Portugal und die Weine von 4G Wines sind neben Château d’Yquem und Château Ausone die einzigen, die Zugang zu diesen Paradeverschlüssen haben. Die Etiketten für die Flaschen zeichnet ein Berliner Künstler namens Sebastian Blinde, gedruckt werden sie wiederum in der Schweiz von einem Spezialisten für Kunstdrucke.

Anhand dieser einzelnen Faktoren kann man sich eine Vorstellung davon machen – oder man hat wohl eher eine Ahnung – wie leidenschaftlich und passioniert Herr Axt über seine Weine spricht, die Philosophie erklärt und am Ende feststellt, dass die Qualitätskonsequenz von 4G Wine Estate einzigartig, verrückt, schräg, zum Teil fast besessen aber auch wieder extrem cool ist.
Unter Weinkennern wird 4G Wines schon in eine Reihe mit den ganz ganz großen und legendären Namen der Weinwelt gestellt. „Ja, ich habe schon einmal eine Flasche gesehen.“ oder „Ich kenne jemanden der einen kennt, der einmal dabei war als eine Flasche geöffnet wurde!“ sind so Aussagen, die mir an diesem Punkt einfallen würden. Der Fehdehandschuh als Kultfaktor geht bereits in Richtung Screaming Eagle und Konsorten.


Natürlich haben wir die Weine, anfangs sehr neutral und streng und wiederum mit einer selbstauferlegten langen Liste an Punkten, die gecheckt gehören, abermals verkostet. Hier unser Resultat:

Verkostnotizen

Verkostnotizen

THE ECHO OF G. 2011

Sehr dunkles intensives, in Richtung Schwarzkirschen gehendes Rot mit einer leichten Randaufhellung. Nach dem Öffnen der Flasche noch etwas verschlossen, steigert sich das Aroma von Minute zu Minute in welchen der Wein Zeit zum Atmen hat. Intensives kräftiges Aroma nach schwarzen Johannisbeeren, roten Ribiseln, schwarzen Hollerbeeren oder fast Hollerkoch aber auch reife Brombeeren und Heidelbeeren gesellen sich dazu. Unterlegt wird das Ganze auch am Gaumen durch Noten von Tabak, kaltem Rauch, dunkler Schokolade, Zedernholz und einer mineralischen Graphitnote. Ein würziger, kräftiger Wein mit merkbaren aber bestens integrierten Tanninen, super Säure und mit einem sehr langen Abgang ausgestatteten. Ein toller Vertreter für einen „Neue Welt“-Wein der auch „Alte Welt“-Weinhasen begeistert. Eingeschenkt zu einem gebratenen Entrecôte double eine perfekte Wahl!

G.2013 – WALDWEBEN

Eine opaque, intensive, fast undurchdringliche Farbe und kräftige intensiv gefärbte Schlieren erlauben eine erste Idee, was einen im Glas erwarten könnte. Ein volles, extrem vielschichtiges Aroma in der Lauerstellung erwartet einen schon in der Nase sobald man das Glas zum ersten Mal schwenkt. Der G. fesselt einen sofort mit einem sensationellen Aromabogen bei dem – beginnend mit reifer Schwarzkirsche, extrem reifen Brombeeren, Heidelbeermarmelade und reifen Bauernzwetschken – auch die Freude mit jeder Sekunde weiter im Steigen ist. Des Weiteren bilden Kräuteraromen, wie etwas schwarzer frischer Pfeffer, Lakritze und Anklänge an eine Zigarrenkiste eine weitere Facette dieses Weines. Getoastetes Brioche, Vanille, Nougat als auch etwas Rumtopf fügen sich perfekt zu den Fruchtaromen und Kräuternoten ein. Am Gaumen ist der G. ein voller, kräftiger intensiver Wein der mit perfekt eingebundenen Tanninen, vollem Körper und Würze herrlich zu trinken ist, wahrlich Trinkspaß vermittelt aber auch automatisch zu einem gedanklichen oder auch realen Vergleich mit Legenden der Weinwelt führt. Mit einem Abgang für die Ewigkeit ausgestattet, wird dieses Monument eines Weines jeden weinbegeisterten Menschen mit einem höchst zufriedenen Lächeln und einem begeisterten Wow zurücklassen.

Vielleicht können Sie sich jetzt annähernd vorstellen, wie lange wir als Weinhandelshaus Döllerer bezüglich Professionalität, Integrität und Enthusiasmus unter „Beobachtung“ gestanden haben. Deswegen sind wir wirklich stolz und fühlen uns zugleich geehrt, exklusiver Partner von 4G Wines in Österreich zu sein und diese absoluten Weltklasse-Weine für unsere Kunden im Programm zu haben. Die Mengen mini, die Qualität riesig, die Freude immens.

Unser Fazit: 4G steht für GENIAL, GENIAL, GENIAL UND NOCHMALS GENIAL.

PS: Betrachten Sie doch einmal eine Flasche G. 2013 unter UV-Licht!

Bildnachweis: 4G Wine Estates | Ben ter Huurne
Verfasst von Alex Koblinger
Master Sommelier Alex Koblinger ist Service- und Qualitätsmanager in Döllerers Weinhandelshaus und zugleich Chef Sommelier in Döllerers Genießerrestaurant. Als 7-facher Sommelier des Jahres und einziger Master Sommelier in Österreich, ist er mit knapp 20 Jahren Erfahrung als Getränkespezialist noch immer fast täglich im Restaurant mit dem Korkenzieher unterwegs.